Titelbild: CC by Wayne Bishop auf Unsplash
Egal ob Mountainbike, Rennrad oder Citybike – die Fahrradkette gehört zu den am meisten beanspruchten Komponenten eines Fahrrads. Früher oder später ist es also notwendig, die Kette zu wechseln. Ein Glück funktioniert das Ganze relativ einfach. Wie genau, das zeigen wir Ihnen im Folgenden.
Wann muss die Fahrradkette gewechselt werden?
Wenn sie reißt, ist es allerhöchste Zeit, die Fahrradkette zu wechseln. Sinnvoller ist es daher, schon vorher regelmäßig den Zustand der Kette zu überprüfen, um ein Reißen zu ungünstigen Zeitpunkten zu verhindern. Es gibt nämlich auch einige Anzeichen, an denen Sie schon rechtzeitig erkennen können, dass es bald an der Zeit ist, beim Fahrrad die Kette zu wechseln.
Zwar gibt es keine feste Regel, wann ein Wechsel der Fahrradkette erforderlich ist. Vielmehr kommt es dabei auf die Fahrweise, das Gelände Ihrer Radtouren und die Kettenpflege an. Hier noch einige weitere Anzeichen:
- Knacken beim Schalten:
Sind Sie bereits einige hundert Kilometer gefahren, kann es zu einem Knacken beim Gangwechsel kommen. Das zeigt, dass mit der Kette etwas nicht stimmt, sie unrund läuft und häufig abspringt. - Nicht alle Gänge nutzbar:
Können nicht mehr alle Gänge genutzt werden, ist der Wechsel unbedingt notwendig. - Kette springt vom Kettenblatt ab:
Auch, wenn die Kette häufig über die Ritzel rutscht, ist ein Kettenwechsel unabdingbar. - Messnasen der Verschleißlehre fallen durch die Glieder der Kette durch:
Die Fahrradkette gehört zu den Verschleißteilen, denn beim Treten in die Pedale steht sie unter ständiger Belastung. Sie längt sich mit der Zeit und daran ist der Verschleiß zu erkennen. Dieser lässt sich mit einer sogenannten Kettenmesslehre bzw. Verschleißlehre anhand der Längung der Kette ermitteln. Sie hat zwei Messnasen, die jeweils in die Kettenglieder ragen sollten. Fallen sie durch die Glieder der Kette durch, hat sich diese gelängt und ein Wechsel ist angebracht. Prüfen Sie zusätzlich den Verschleiß der Kettenblätter und der Kassette.
Wie findet man die richtige Fahrradkette?
Was die Größe der Fahrradkette angeht, gibt es zwei wichtige Werte: den Abstand zwischen den Kettengliedern und das Innenmaß der Breite. Ersteres ist in Deutschland genormt und beträgt 1/2. Lediglich bei speziellen oder älteren Rädern sind noch Maße wie 5/8 zu finden. Die Breite auf der anderen Seite hängt von der Anzahl der Zahnräder der Schaltkassette an der Hinterachse ab. Je mehr Ritzel sie hat, desto schmaler ist die Kette. In der Regel ist der Verpackung zu entnehmen, für wie viele Ritzel die Kette geeignet ist. Das Kettenschloss muss grundsätzlich der Breite der Kette entsprechen.
Vorbereitung auf den Kettenwechsel: Diese Materialien und Werkzeuge benötigen Sie
Wollen Sie an Ihrem Fahrrad die Kette wechseln, benötigen Sie einige Dinge – allen voran natürlich eine neue Kette. Diese sollte für den Fahrradtyp geeignet sein. Beachten Sie: Es gibt Ketten mit Kettennietstift und Ketten mit Schloss. Während das Schließen eines Kettenschlosses ohne Werkzeug gelingt, benötigen Sie für die erste Art einen Kettennieter. Mit diesem wird der Nietstift durch die Verbindung gedrückt. Das Werkzeug kostet etwa 15 Euro, ist aber auch bei vielen Fahrrad-Multitools integriert. Diese sind zwar noch teurer, bieten aber auch deutlich mehr Funktionen. Darüber hinaus benötigen Sie Arbeitshandschuhe und Kettenöl zum Schutz der neuen Kette.
Hier ein Überblick über alle benötigten Werkzeuge:
- Neue Fahrradkette
- Nietstifte
- Kettennieter
- Kettenverschlussgliedzange
- Arbeitshandschuhe
- Kettenöl
- Draht und Montageständer (optional)
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Fahrradkette erfolgreich wechseln
Um Ihre Fahrradkette erfolgreich zu wechseln, folgen Sie einfach diesen 6 Schritten:
1. Alte Kette entfernen
Beim Ausbau der alten Kette darf diese nicht unter Spannung stehen. Verfügt sie über ein Kettenschloss, gelingt das Öffnen besonders einfach. Das Schloss erkennen Sie an einem zusätzlichen Sicherungssplint an einem Kettenglied oder einer verstellbaren Öse. Drücken Sie seitlich auf das Glied und schieben Sie die Kette leicht zusammen. Schon sollte das Schloss aufspringen.
Bei Ketten ohne Schloss wird der Nietstift an ein beliebiges Kettenglied angelegt und mit seiner Stellschraube auf einer Seite fixiert. Auf der anderen Seite wird durch Eindrehen des Gewindes der Nietstift herausgeschoben und die Kette springt auf.
2. Richtige Kettenlänge ermitteln
Sofern die alte Kette die richtige Länge hatte, können Sie diese als Referenz für die Länge der neuen Kette nutzen. In der Regel hat die Kette zwischen 108 und 126 Glieder. Die richtige Anzahl der Glieder müssen Sie sorgfältig abzählen und die zu lange Kette kürzen. Wichtig: Hier zählt wirklich nur die Anzahl der Glieder und nicht die tatsächliche Länge der alten Kette, denn diese hat sich mit der Zeit gelängt.
Haben Sie die alte Kette nicht zur Hand, können Sie die neue Kette einfach auf das größte Ritzel am Rad einfädeln und sie per Hand straff zusammenführen. Zählen Sie anschließend noch zwei Kettenglieder hinzu.
3. Fahrradkette kürzen
Die Fahrradkette besteht abwechselnd aus breiten und schmalen Kettengliedern. Das ist wichtig, denn beim Kürzen der Kette macht es einen Unterschied, ob Sie diese später mit einem Kettenschloss zusammenführen oder mit einer Niete verschließen.
Beim Kettenschloss müssen auf beiden Seiten schmale Glieder übrig bleiben. Bei der Niete hingegen muss sich an einem Ende ein breites und am anderen Ende ein schmales Glied befinden. Mit dem Kettennieter wird nun der Nietstift an der entsprechenden Stelle herausgepresst.
4. Neue Kette einlegen
Anschließend wird die neue Kette, beginnend mit dem vorderen Zahnkranz, auf das Ritzel gelegt. Markenketten müssen häufig in einer bestimmten Laufrichtung eingelegt werden. Angaben dazu finden Sie auf der Kassette selbst. Die Kette geht dann durch den Umwerfer in das hintere Schaltwerk. Insbesondere für Anfänger ist es ratsam, sich vorab Bilder von der Kettenführung zu machen, damit Sie auch beim Wechsel noch wissen, wie genau die Kette geführt werden muss.
5. Kette schließen
Um die Kette mit einem Schloss zu verschließen, müssen Sie das Verbindungsglied über die beiden freien Innenlaschen der Kette stecken und zusammenklipsen. Bewegen Sie die Kette nun so, dass sich das Schloss auf der Fahrradoberseite befindet. Drehen Sie das Rad wieder auf seine Räder, steigen Sie auf und treten einmal in die Pedale, um das Kettenschloss mit einem hörbaren Klicken vollständig zu schließen.
Bei einer Kette mit Nietstift, also ohne Schloss, führen Sie die Kettenenden händisch zusammen. Dabei sollte der zu nietende Teil der Kette entspannt sein. Anschließend legen Sie die zu schließenden Glieder in den Nieter und drücken den Stift fest in das Kettenglied, bis die Führung des Stiftes komplett durchgeschoben ist. Drehen Sie dann den Bolzen herunter, bis der Widerstand kurz nachlässt und Sie die richtige Position des Nietstifts gefunden haben. Dass der Nietstift an der richtigen Stelle sitzt, erkennen Sie daran, dass sich die Kette an der genieteten Stelle leichtgängig bewegen lässt.
6. Funktionsfähigkeit prüfen
Im letzten Schritt prüfen Sie, ob sich die Kettenglieder leichtgängig bewegen lassen. Bewegen Sie versteifte Glieder mit den Fingern quer zur üblichen Belastungsrichtung und gehen Sie sicher, dass der Nietstift richtig sitzt, indem Sie ihn in beide Richtungen bewegen, bis die Kette gut läuft. Auch etwas Kettenöl kann helfen und die Kette langfristig schützen.
Wie lange hält eine Fahrradkette?
Eine pauschale Lebensdauer gibt es nicht, denn diese ist von mehreren Faktoren wie dem Alter, der Kilometerlaufleistung, Fahrstil und Witterungsbedingungen abhängig. Sind Sie häufig bei Wind und Wetter mit Ihrem Fahrrad unterwegs, können Sie damit rechnen, dass Sie Ihre Fahrradkette früher wechseln müssen, als wenn Sie nur im Sommer und selten fahren. Ein guter Richtwert sind etwa 2.000 km. Dann ist meist ein deutlicher Verschleiß bemerkbar.
Was passiert, wenn man die Fahrradkette zu spät wechselt?
Überprüfen Sie nicht regelmäßig den Zustand Ihrer Fahrradkette, riskieren Sie nicht nur, dass die Kette zu einem ungünstigen Zeitpunkt spontan reißt. Schon das ist ärgerlich und gefährlich. Doch es kann auch weitere, kostspielige Schäden zur Folge haben. Denn läuft die Kette unsauber, werden auch die Ritzel beansprucht und es kann passieren, dass ein Wechsel von Ketten und Zahnrädern notwendig wird.