Titelbild: CC by Ronald Restrepo auf Unsplash
Kennen Sie den Unterschied zwischen Hardtail und Fully, dann wissen Sie, dass ein Fully ein vollgefedertes Rahmenset aufweist, während ein Hardtail einen ungefederten Rahmen mit einer Federgabel besitzt. Der Fully ist also deutlich besser gefedert.
Allerdings kann selbst der beste Fully sein Potenzial nicht vollständig entfalten, sofern das Fahrwerk, darunter der Dämpfer, falsch abgestimmt ist. Daher werfen wir nachfolgend einen Blick darauf, welche Komponenten bei der Einstellung eine Rolle spielen und zeigen Ihnen, wie sie ganz einfach in wenigen Schritten den Fahrrad- oder MTB Dämpfer einstellen können.
Bedeutung der richtigen Einstellung beim Fahrraddämpfer
Kurze Info am Rande: Generell lassen sich Dämpfer auf zwei verschiedene Arten von Federn unterteilen: Dämpfer mit Luftfeder und Dämpfer mit Stahlfeder. In diesem Artikel gehen wir näher auf darauf ein, wie Sie einen Luftfeder Dämpfer einstellen.
Warum die richtige Einstellung so wichtig ist, zeigt sich in folgender Begründung: Wenn der Dämpfer zu langsam herausfährt, kann das gerade im Gelände von Nachteil sein. Denn der Dämpfer kann im Federweg versacken, was sich nicht nur unangenehm anfühlt, sondern auch dafür sorgen kann, dass Sie beim Fahren die Kontrolle verlieren.
Ist der Dämpfer hingegen zu schnell eingestellt, verlässt das Hinterrad den Boden und ist also sehr sprunghaft. Das kann ebenso dazu führen, dass Sie die Kontrolle verlieren, insbesondere im groben Segment.
Dämpfer einstellen: Diese Werkzeuge benötigen Sie
Dass die Einstellung des Fahrraddämpfers gar nicht so schwer ist, sehen Sie nachfolgend. Im Gegensatz für vielen anderen Reparaturen oder Einstellungen brauchen Sie hierfür nur zwei Dinge: Eine Dämpferpumpe bei Dämpfer mit Luftfeder und den O-Ring, der sich am Kolben befindet. Ist dort kein O-Ring vorhanden, können Sie alternativ auch einen Kabelbinder um den Kolben montieren und damit arbeiten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum MTB Dämpfer einstellen
Bevor Sie die richtige Einstellung für Ihren Dämpfer vornehmen können, müssen Sie alle Dämpfungseinstellungen, die bisher angewandt wurden, verwerfen. Dafür fahren Sie die Gabel ganz aus und öffnen bei Bedarf die vorhandene Druckstufendämpfung oder Plattform. Um nun den Dämpfer optimal einstellen zu können, folgen Sie diesen Schritten:
- Zugstufe aufdrehen
- Luftdruck einstellen
- Negativfederweg (SAG) prüfen
- Luftdruck anpassen
- Zugstufe (Rebound) einstellen
- Druckstufe einstellen
Zugstufe aufdrehen
Drehen Sie dann die Zugstufe, auch Rebound genannt, auf die langsamste Stufe und stellen Sie die Druckstufe auf Open. Bei der Druckstufe handelt es sich häufig um einen Hebel mit zwei Einstellungen. Es gibt aber auch Modelle, bei denen die Druckstufe mit einem Drehknopf eingestellt wird.
Luftdruck einstellen
Daraufhin stellen Sie den Luftdruck ein, der meist auf dem Gabelholm oder in den Herstellerangaben zu finden ist. Alternativ können Sie ihn auch selbst errechnen, indem Sie Ihr Körpergewicht in Pfund mit dem PSI (engl. Pound-force per square inch) gleichsetzen. Wiegen Sie beispielsweise 80 kg, also in etwa 160 Pfund, dann rechnen Sie mit 160 PSI, gerne noch 10 PSI dazu aufgrund der Kleidung.
Nehmen Sie die Ventilkappe ab, setzen Sie die Dämpferpumpe gerade auf und pumpen den Dämpfer auf die benötigten PSI auf. Zu viel Luftdruck ist nicht schlimm. Denn es gibt einen Druckknopf, mit dem Sie Druck wieder ablassen können.
Negativfederweg (SAG) prüfen
Der Negativfederweg beschreibt den Federweg, der durch das bloße Körpergewicht verbraucht wird. Setzen Sie sich dafür aufs Bike, genauso, wie sie auch auf der Fahrt sitzen würden – weder zu weit nach vorne noch nach hinten gelehnt – und schieben Sie den O-Ring, der sich auf dem Kolben befindet nach oben bzw. an der Gabel nach unten. Befindet sich dort kein O-Ring, können Sie alternativ auch einen Kabelbinder nutzen. Achten Sie aber darauf, dass der Kolben sauber ist, damit keine Kratzer entstehen.
Viele Modelle haben eine Skala, auf der Sie den Negativfederweg einfach ablesen und somit leichter den optimalen Dämpfer einstellen können. Hier ein Überblick über die SAG Einstellungen für verschiedene MTB Typen:
- Cross Country Marathon Fully: ca. 20 %
- All Mountain: ca. 25 %
- Enduro: ca. 30 %
- Downhill: ca. 35 %
Luftdruck anpassen
Steigen Sie nun vorsichtig vom Rad, ohne, dass der O-Ring vom Kolben fällt und prüfen den Luftdruck. Ist der SAG zu hoch muss Luft hinzugegeben werden. Ist er zu niedrig, muss Luft abgelassen werden.
Eine weitere Methode, um zu prüfen, ob der Luftdruck passt, ist die Komprimierung des Hinterbaus. Dafür steigen Sie auf das Bike, lassen das Hinterrad kurz abheben und lassen sich bzw. das Rad dann in den Hinterbau fallen.
Zugstufe (Rebound) einstellen
Geben Sie nun Ihr gesamtes Körpergewicht auf den Sattel und lassen Sie blitzartig los. Der Dämpfer sollte schnellstmöglich herausfahren, ohne dass das Hinterrad den Boden verlässt. Das ist die ideale Einstellung.
Druckstufe einstellen
Zu guter Letzt geht es an die Einstellung des Einfederungswiderstands. Die Druckstufe stellt die Sensibilität des Dämpfers ein und bestimmt daher wie sehr das Heck wippt. Je höher, desto weniger wippt der Hinterbau. Je niedriger, desto mehr wippt der Hinterbau. In der Regel gibt es hier drei Einstellungen: offen, gedämpft und gesperrt. Während sich „gesperrt“ eher auf leichten Strecken eignet, ist im Gelände die Einstellung „offen“ ratsam. Sind sämtliche Einstellungen vorgenommen und Sie sind zufrieden mit dem Ergebnis, bringen Sie die Ventilkappe wieder an und genießen Sie Ihre nächste Tour!