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Verschiedene Bremsentypen im Überblick
Beim Fahrrad gibt es im Grunde drei verschiedene Bremssysteme:
- Felgenbremsen
- Scheibenbremsen
- Rücktrittbremsen
Felgenbremsen finden am häufigsten bei City-, Trekking- und Rennrädern Einsatz. Sie greifen direkt an der Felge, sind leicht, günstig und einfach in der Wartung. Typische Varianten sind V-Brakes und Cantilever-Bremsen.
Scheibenbremsen auf der anderen Seite sind vor allem bei Mountainbikes und E-Bikes verbaut. Sie bieten eine stärkere Bremsleistung, insbesondere bei Nässe und schwierigen Bedingungen. Sie lassen sich aber wiederum in zwei Arten von Scheibenbremsen unterscheiden: mechanische und hydraulische.
Die Rücktrittbremse ist hauptsächlich bei älteren Fahrrädern und Kinderrädern verbreitet und wird daher in unserem Artikel nicht weiter berücksichtigt. Für die beiden oben genannten Bremsentypen sind unterschiedliche Bremsbeläge erhältlich. Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften eignen sie sich für unterschiedliche Einsatzzwecke.
Gefahr durch verschlissene Bremsbeläge
Verschlissene Bremsbeläge stellen eine erhebliche Gefahr beim Fahrradfahren dar. Denn sie reduzieren die Bremsleistung teilweise deutlich. Abgenutzte Beläge greifen weniger effektiv und das führt zu längeren Bremswegen, wodurch sich das Risiko von Unfällen erhöht. Gerade in Not- und Gefahrensituationen.
Bei starkem Verschleiß kann es zudem passieren, dass die Bremsbeläge komplett ausfallen. Besonders bei hohen Geschwindigkeiten, bei Nässe und bergab geht davon also eine große Gefahr aus – in Situationen, in denen eine zuverlässige Bremsleistung entscheidend ist.
Darüber hinaus können stark abgenutzte Bremsbeläge die Felgen oder Bremsscheiben beschädigen, was teure Reparaturen nach sich ziehen kann. Das zeigt: Es ist wichtig, die Bremsbeläge regelmäßig einem Check zu unterziehen und rechtzeitig zu wechseln.
Scheibenbremsen beim Mountainbike
Die meisten Mountainbikes sind heutzutage mit Scheibenbremsen ausgestattet. Dabei drücken die Bremsbeläge von beiden Seiten gegen die Bremsscheibe. Die Reibung sorgt dafür, dass sich das gesamte Rad verlangsamt und ggf. schließlich zum Stehen kommt.
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Um den aktuellen Zustand der Beläge Ihrer Scheibenbremse zu prüfen, schauen Sie von oben in den Bremskörper. Hier könnte eine Taschenlampe von Vorteil sein. Indem Sie anschließend am Bremshebel ziehen, können Sie am Abstand zwischen Bremsscheibe und Feder erkennen, wie dick der Belag noch ist.
Der Verschleiß kann sehr unterschiedlich sein. Daher können wir keinen allgemeingültigen Tipp geben, wie dick der Restbelag sein sollte. Doch mit etwa 1 mm sollten Sie noch auf der sicheren Seite sein.
Wenn Sie Ihre Beläge nicht regelmäßig kontrollieren, erkennen Sie einen verschlissenen Bremsbelag spätestens durch metallische Geräusche beim Bremsen und einen Abfall der Bremskraft. Das Geräusch entsteht durch das Schleifen der freien Trägerplatte auf der Scheibe. Viel länger sollten Sie die Bremsbeläge in diesem Fall nicht nutzen, da sonst noch Schäden an anderen Bauteilen entstehen können.
Felgenbremsen beim Rennrad
Felgenräder hingegen sind besonders häufig an Rennrädern zu finden. Hier werden die Bremsbeläge auf die Seitenflanken der Laufräder gepresst. Den Verschleiß erkennen Sie daran, dass der Bremshebel weiter an den Lenker gezogen werden muss, um dieselbe Bremsleistung wie vorher zu erzielen. Zum Ausgleich können Sie bei den meisten Bremsen an einer Einstellschraube am Bremskörper drehen, um den Belag wieder näher an die Felge zu bringen.
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Den Verschleiß können Sie häufig ganz einfach an einer Indikatorlinie ablesen. Sie zeigt an, wann ein Wechsel der Beläge notwendig ist. Sicher können Sie auch dann noch ein paar Kilometer fahren, bevor die Beläge komplett aufgebraucht sind. Doch längere Ausfahrten und Touren sollten Sie dann vermeiden, bis die Bremsbeläge gewechselt wurden.
Bremsbeläge prüfen bei City- und Trekking-Bikes
Bei City- und Trekkingrädern sind beide Bremsentypen gleichermaßen vertreten. Auch hier gilt es, die Beläge regelmäßig zu prüfen und zwar genauso, wie es oben beschrieben ist. Müssen Sie den Bremshebel der Felgenbremse weit zum Lenker ziehen, sollten Sie die Bremse nachstellen. Weit verbreitet sind V-Brakes. Hier findet sich die Einstellschraube zwischen Bremshebel und der Bremszug-Außenhülle.
Bei Scheibenbremsen auf der anderen Seite sollte noch etwa 1 mm Belag übrig sein. Der Vorteil bei dieser Art von Bremsen: Sie stellen sich von allein nach. Das bedeutet, der Abstand zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe bleibt immer gleich und die Bremsleistung somit konstant. Der Nachteil dabei: Den Verschleiß können Sie so während der Fahrt kaum feststellen. Erst, wenn der Belag schon soweit verschlissen ist, dass Sie ein metallisches Kratzen beim Bremsen hören. Und dann sollten Sie die Bremsbeläge bei nächster Gelegenheit wechseln lassen.
So erkennen Sie den Verschleiß ganz einfach
Den Verschleiß bei der Scheibenbremse bemerken Sie also bei der Fahrt erst, wenn metallische Geräusche zu hören sind; also der Verschleiß der Beläge schon weit fortgeschritten ist. Stattdessen prüfen Sie ihn, indem Sie von oben in den Bremskörper schauen, am Bremshebel ziehen und schauen, schauen, wie groß der Abstand zwischen Bremsscheibe und Feder ist, also wie dick der Belag noch ist.
Bei Felgenbremsen bemerken Sie den Verschleiß hingegen direkt bei der Fahrt. Denn der Bremspunkt wandert immer weiter nach hinten, je verschlissener die Beläge sind. Sie müssen den Bremshebel also immer weiter an den Lenker ziehen, um dieselbe Bremsleistung zu bekommen. Zudem gibt es eine Verschleißlinie, die anzeigt, wann Sie die Bremsbeläge wechseln sollten.
Verschiedene Materialien bei Bremsbelägen
Material: |
Eigenschaften: |
Organische Bremsbeläge
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Hohe Bremskraft Kaum Quietschen Höherer Verschleiß Geringe Hitzeentwicklung |
Sintermetallbeläge
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Längere Haltbarkeit Höhere Hitzeentwicklung Quietschen |
Semimetallbeläge
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Geringer Verschleiß Hohe Bremskraft Hitzebeständig Quietschen |
Gummibremsbeläge
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Gute Bremskraftentwicklung Recht langlebig Standard bei Felgenbremsen |
Korkbremsbeläge
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Weniger Hitzeentwicklung Weniger Hitzeempfindlich Höherer Verschleiß |
Organische Bremsbeläge
Organische Bremsbeläge bestehen aus einer Mischung aus weicheren Materialien, zum Beispiel Kunstharze, Gummi und Glasfaser. Sie werden unter Druck zusammengepresst und zeichnen sich im Einsatz durch eine hohe Bremsleistung aus. Sie haben eine geringere Hitzeentwicklung, eine leisere Bremswirkung (also quietschen kaum) und schonen die Bremsscheiben, was den Verschleiß reduziert.
Andererseits ist der Verschleiß bei langen Abfahrten mit vielen Kurven recht hoch. Dabei können auch die Beläge ziemlich heiß werden. Um dies auszugleichen, werden Bremsbeläge – zumindest für abwärtsorientierte Räder – auf Bremsbelägen mit Kühlrippen angeboten. Das soll der Überhitzung entgegenwirken.
Sintermetallbeläge
Beläge aus Sintermetall haben eine äußerst lange Haltbarkeit und sind auch gegenüber hohen Temperaturen unempfindlich. Allerdings sind sie in Sachen Bremskraft etwas weniger leistungsstark als organische Bremsbeläge und neigen bei Nässe zum Quietschen.
Semimetallbeläge
Bei Semimetallbelägen handelt es sich um eine Mischung aus organischen Materialien und Metallpartikeln wie Kupfer oder Stahl. Diese Bremsbeläge verbinden sozusagen die Vorteile der beiden oben vorgestellten Typen: hohe Bremskraft, hohe Lebensdauer und Hitzebeständigkeit. Der einzige Nachteil ist das Quietschen, das beim Bremsen auftreten kann.
Gummibremsbeläge
Gummibremsbeläge kommen hauptsächlich bei Felgenbremsen und damit bei City-, Trekking- und Rennrädern zum Einsatz. Sie bestehen aus einer speziellen Gummimischung und sind generell recht langlebig. Sie bieten eine gute Bremsleistung bei trockenen Bedingungen, sind relativ günstig und einfach zu wechseln.
Bei Nässe können sie allerdings an Bremskraft verlieren und neigen dazu, schneller zu verschleißen. Vor allem, wenn Schmutz und Wasser auf die Felge gelangen. Bei steilen, längeren Abfahrten können sie außerdem überhitzen und an Effektivität einbüßen.
Korkbremsbeläge
Diese speziellen Bremsbeläge bestehen aus einer Mischung aus Kork und anderen weichen Materialien. Sie werden in erster Linie bei Rennrädern mit Carbonfelgen verwendet und bringen eine Reihe an Vorteilen mit sich. Zum einen kann der Belag Hitze, die beim Bremsen entsteht, gut ableiten.
Das reduziert die Gefahr der Überhitzung. Zum anderen bieten Korkbremsbeläge eine sanfte und gleichmäßige Bremswirkung, was für eine bessere Kontrolle und ein angenehmes Fahrgefühl sorgt. Allerdings sind sie aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften teurer als herkömmliche Bremsbeläge und erleiden oft auch einen höheren Verschleiß.
Wann sollte man die Bremsbeläge wechseln?
Wie oft Sie die Bremsbeläge bei Ihrem Fahrrad wechseln sollten, hängt von mehreren Faktoren ab. Darunter die Art der Bremsen, die Fahrbedingungen und die gefahrene Strecke. Im Allgemeinen sollten Bremsbeläge regelmäßig geprüft und bei Abnutzung ausgetauscht werden. Aber wann ist es an der Zeit?
Bei Felgenbremsen sollten die Beläge gewechselt werden, wenn die Rillen fast verschwunden sind oder die Beläge hart und spröde wirken. Scheibenbremsen zeigen Verschleiß an, wenn der Belag weniger als 1 mm dick ist.
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Wer häufig bei Nässe oder in hügeligem Gelände fährt, der muss die Beläge häufiger wechseln, da sich der Verschleiß durch Schmutz, Wasser und Bremsmanöver verstärkt. Generell empfehlen wir Ihnen, Ihre Bremsbeläge alle zwei bis drei Monate oder aber alle 500 bis 1.000 Kilometer zu prüfen.
Eine genaue Einschätzung gibt es nicht. Die Abnutzung variiert nämlich individuell. Daher lohnt es sich regelmäßig einen Blick auf die Bauteile zu werden und sie rechtzeitig zu wechseln. So gewährleisten Sie eine optimale Bremsleistung und damit Sicherheit im Straßenverkehr.
Bremsbelege wechseln: Das sind die Preise
Den Wechsel von Bremsbelägen beim Fahrrad kannst du ganz einfach in einer Werkstatt durchführen lassen. Dort kostet der Spaß zwischen 15 und 30 Euro, je nach Art der Bremsen und Arbeitsaufwand. Dazu kommen die Kosten für die Bremsbeläge selbst: zwischen 5 und 20 Euro. Insgesamt können Sie in einer Werkstatt also mit Kosten von 20 bis 50 Euro rechnen.
Möchten Sie sich ein paar Euro sparen, können Sie die Bremsbeläge auch selbst wechseln. Dazu benötigen Sie das passende Werkzeug, zum Beispiel Inbusschlüssel, und etwas handwerkliches Geschick. Für Felgenbremsen reicht es oft, die alten Beläge zu lösen und die neuen einzusetzen. Bei Scheibenbremsen müssen Sie zusätzlich den Bremssattel lockern und die Beläge sorgfältig ausrichten.
Beachten Sie in jedem Fall die Anleitungen des Herstellers und testen Sie nach dem Wechsel die Bremsen, um eine sichere Funktion zu gewährleisten. Für Einsteiger gibt es zahlreiche Anleitungen und Video-Tutorials, die den Vorgang Schritt für Schritt erklären.