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Ist der Reifen platt und kann nicht wieder aufgepumpt werden – also beispielsweise bei einer Panne – muss das Rad raus. Wie genau das funktioniert hängt davon ab, ob Ihr Rad mit Schnellspanner oder Steckachse ausgestattet ist. Dabei handelt es sich um die Verbindung von Laufrad, Achse und Rahmen. Welche Bedeutung diese Verbindung hat, inwiefern sich die beiden Systeme unterscheiden und welche Vor- und Nachteile sie jeweils mit sich bringen, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.
Bedeutung der Verbindung
Die Achse verbindet Laufrad und Rahmen miteinander. Hier gibt es generell zwei verschiedene Systeme mit zahlreichen Untervarianten. Die Verbindung ist nicht nur dafür verantwortlich, dass Sie das Rad (mehr oder weniger) einfach ausbauen können, sondern sie hat noch weitere Funktionen.
So sorgt die Achse beispielsweise für ausreichend Stabilität, da beim Bremsen die Kraft auf das Laufrad und damit auf die Achse wirkt. Zudem hält die Achse das Laufrad im Rahmen und in der Spur. Denn schon wenige Millimeter können zu einem Schiefstand führen, was wiederum das Schleifen der Bremse zur Folge haben kann.
Schnellspanner: Schneller Ein- und Ausbau
Der klassische Schnellspanner mit 5 mm Achse wurde 1930 vom Radrennfahrer Tullio Campagnolo erfunden. Seinem Erfindergeist entspringt auch das Prinzip der Kettenschaltung. Während die meisten beim Schnellspanner nur an den Klapphebel denken, mit dem sich das Rad ausbauen lässt, verbirgt sich dahinter viel mehr: nämlich eine bestimmte Bauweise der Laufradaufhängung. Und diese hat sogar Auswirkung auf die Rahmenkonzeption.
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Der Schnellspanner besteht aus fünf Teilen:
- Hebel
- Achse
- Kontermutter und
- Zwei Federn
Die Achse des klassischen Schnellspanners hat einen Durchmesser von 5 mm sowie eine Breite von 100 mm vorne und (bei Rennrädern und Crossbikes) 130 mm hinten. Diese schieben Sie durch die Nabe, welche einen Achsdurchmesser von 9 mm vorne und 10 mm hinten hat. Achse und Hebel sind fest miteinander verbunden. Auf das Ende der Achse schrauben Sie dann die Kontermutter auf. Die Federn halten den Schnellspanner bei der Montage in der richtigen Position. Den Schnellspanner schieben Sie durch die eigentliche Achse und das Laufrad durch die nach unten offenen Ausfallenden in den Rahmen. Der Druck des Schnellspanners fixiert schließlich das Laufrad, sodass es bei Rotation nicht vom Rahmen rutscht.
Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Kontermutter und eine Feder vom Schnellspanner nehmen
- Achse durch die Nabe schieben (Achtung: Hebel immer in Fahrtrichtung links!)
- Feder wieder einsetzen (Schmalere Seite zum Rad, breitere nach außen)
- Kontermutter auf das Ende der Achse schrauben
- Rad montieren
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Schneller Ein- und Ausbau der Laufräder | Sorgfalt bei der Montage gefragt, damit die Achse nicht schräg eingebaut wird |
Demontage ohne Werkzeug | Geringere Belastungsgrenze |
Steckachse: Höhere Widerstandskraft
Die Steckachse ist eine alternative Konzeption. Das Prinzip stammt ursprünglich aus dem KFZ- und LKW-Bereich, um den Ein- und Ausbau zu vereinfachen und einer größeren Belastung standzuhalten. Mittlerweile findet es auch im MTB-Sport, aber auch vorwiegend an Rädern mit viel Federweg Einsatz – darunter beispielsweise Enduro und Downhill.
Anders als der Schnellspanner, hat die Steckachse keine nach unten offenen Ausfallenden. Hier wird das Laufrad zuerst in den Rahmen gesetzt und erst dann schieben Sie die Achse hindurch.
Die Steckachse besteht nur aus einem einzigen Teil, sie ist eine eigene Achse. Vor allem Räder mit Scheibenbremsen werden gerne mit Steckachsen ausgestattet. Darunter Rennräder, Mountainbikes, Crossbikes und Gravelbikes.
Das Gestänge ist deutlich dicker und damit stabiler. Der Kopf sitzt auf der einen Seite des Gestänges und kann unter Umständen auch mit einem Spannhebel versehen sein. Auf der anderen Seite gibt es ein Gewinde, das Sie direkt in den Rahmen schrauben.
Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Rad in den Rahmen einsetzen
- Steckachse durch das Loch und durch das Laufrad schieben
- Vorspannmutter durch Drehen öffnen
- Hebel fixieren
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Höhere Widerstandsfähigkeit | Geringe Kompatibilität |
Bessere Übertragung der Bremskraft | Unterschiedliche Größenstandards |
Verkantet nicht | Höheres Eigengewicht |
Demontage ohne Werkzeug |
Achsstandards auf einen Blick
Über die Jahre wurden eine Reihe von Achsstandards aufgestellt. Einige der gängigsten Standards möchten wir Ihnen nachfolgend vorstellen – aufgeteilt in Vorder- und Hinterrad. Eines vorweg: Je härter der Einsatzzweck, desto breiter die Achsen und desto größer der Durchmesser.
Achsstandards für das Vorderrad
Grundsätzlich werden am Vorderrad Achsen in zwei unterschiedlichen Breiten verbaut: 100 mm und 110 mm nach dem Boost-Standard. Bei Fatbikes finden sich zudem auch 135 mm und 150 mm breite Achsen.
Was den Durchmesser der Achsen angeht, gibt es welche mit 9 mm und klassischem Schnellspanner, aber auch mit 12 mm, 15 mm oder 20 mm. Hier ein Überblick:
Achsenmaß | Verwendung |
---|---|
9x100 mm | Standard für Trekkingräder und Rennräder mit Felgenbremsen |
12x100 mm | Weit verbreiteter Standard bei Rennrädern, Crossern und Gravelbikes mit Scheibenbremse |
15x100 mm | Standard für Mountainbikes |
15x110 mm | Boost Standard für MTBs mit 27,5 und 29 Zoll Laufrädern |
20x110 mm | Boost Standard für Enduro- und Downhill-MTBs |
10x135 mm | Anfänge des Fatbikes |
15x150 mm | Weit verbreiteter Standard bei Fatbikes mit Steckachse |
Achsstandards für das Hinterrad
Am Hinterrad auf der anderen Seite gibt es verschiedene Achsdurchmesser je nach System: bei Schnellspannachsen 10 mm und bei Steckachsen 12 oder 15 mm. Die Breite liegt in der Regel zwischen 130 mm und 197 mm. Dabei werden 130 und 135 mm breite Achsen ausschließlich mit klassischem Schnellspanner verbaut. Die größeren Varianten – 142, 148 und 157 mm – sind Steckachsen vorbehalten. Noch breiter sind sie bei Fatbikes: 170 und 190 mm beim Schnellspanner bzw. 177 und 197 mm bei Steckachsen. Hier ein Überblick:
Achsenmaß | Verwendung |
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10x130 mm | Standard bei Rennrädern mit 5 mm Schnellspanner |
10x135 mm | Standard bei vielen Trekkingrädern, aber auch MTB-Naben mit klassischem Schnellspanner |
12x142 mm | Standard für Steckachsen bei vielen MTBs, Rennrädern mit Scheibenbremsen, Cross- und Gravelbikes |
12x148 mm | Boost Standard an MTBs mit 27,5 und 29 Zoll |
12x157 mm | Standard bei MTBs der härteren Gangart (Enduro und Downhill) |
10x170 mm | Schnellspann Nabe für Fatbikes |
12x177 mm | Steckachse Nabe für Fatbikes |
10x190 mm | Nabe für Fatbikes für Rahmen mit Schnellspannaufnahme |
12x197 mm | Steckachse Nabe für Fatbikes |
Fazit: Schnellspanner vs. Steckachse
Einige sehen die Steckachse als Weiterentwicklung des Schnellspanners. Tatsächlich haben aber beide Varianten jeweils ihre Vor- und Nachteile. Während der Schnellspanner ein leichteres Gewicht hat und einen schnelleren Ein- und Ausbau ermöglicht, bietet die Steckachse eine höhere Widerstandsfähigkeit und verkantet nicht beim Einbau.
Welches Verbindungssystem für Sie das richtige ist, hängt von Ihrem Rad und dem Einsatzzweck ab. Oben haben wir Ihnen einige Standards vorgestellt – darunter für Rennräder, MTBs und Fatbikes. Wichtig ist, dass Sie Naben nicht umbauen können. Daher sollten Sie sich vor dem Kauf Ihrer Entscheidung sicher sein. Mittlerweile gibt es aber auch Systeme mit Adaptern, sodass Sie falls nötig von Schnellspannern zur Steckachse umrüsten können.